Eine Reise bis ans Ende der Welt

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von Louissa, die ihr Auslandstrimester an der Universidad Torcuato Di Tella in Buenos Aires verbrachte

Für viele Argentinier gehören die argentinischen Besonderheiten zu den besten Sachen der Welt. Hier gibt es das beste Steak der Welt. - Ja, Mythos bestätigt.

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Die besten Partys der Welt. - Ja, denn Buenos Aires lebt in der Nacht. Am Tag ist es hektisch, laut, schmutzig, chaotisch. In der Nacht fängt die Stadt an zu leben, mit einer großen Vielfalt an Restaurants, Bars und Clubs, in denen die Party nicht vor 3 Uhr beginnt und nicht vor 8 Uhr endet.

Die beste Fußballmannschaft der Welt. - Wichtigste Regel: Als Deutsche in Buenos Aires nicht über das WM-Finale sprechen. Die beste Stimmung in den Stadien. - Egal, wie unbedeutend das Spiel ist, das Stadion brennt immer. Seit ein paar Jahren werden gegnerische Fans nicht mehr ins Stadium gelassen, wegen der Ausschreitungen nach Ende des Spiels. Trotzdem ist die Stimmung einzigartig, bis hin zu der absoluten Stille, die bei einem gegnerischen Tor eintritt.

Die schönsten Männer, die schönsten Frauen, der schönste Tango, die authentischste Hauptstadt.

Argentinien ist auch stolz auf seine südlichste Stadt der Welt, Ushuaia, und einen der größten begehbaren Gletscher auf der Erde.

Argentinien ist ein Land von unfassbarer Größe. Die einzelnen Regionen zu bereisen, ist ein Abenteuer. In fünf Monaten war ich im Bariloche zum Skifahren auf dem verschneiten Cerro Catedral, im tropischen Iguazu unter den Wasserfällen, im patagonischen und windigen Puerto Madryn, um freilebende Pinguine zu sehen, und im sonnigen Weinanbaugebiet Mendoza.

Doch nichts war so bewegend wie die Reise nach El Calafate und Ushuaia. Zusammen mit einer anderen Hamburgerin habe ich in El Calafate den Nationalpark Perrito Moreno besucht und bin über den Gletscher gekraxelt, der weit in den davor liegenden See hineinragt und sich jeden Tag um zwei Meter fortbewegt. Wir konnten nur Staunen über ein solches Naturwunder. Wenn Eis vom Gletscher abbricht und in den See fällt, ist es wie ein Donnergrollen.

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Trotz Minusgraden in den Bergen bin ich am letzten Tag in El Calafate bei einer Quadtour in den Anden mitgefahren. Von oben hatten wir ein gute Sicht über die Stadt und die Umgebung.

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Nachdem meine Freundin dann zurück nach Buenos Aires geflogen ist, stand ich alleine vor meiner letzen und für mich spannendsten Reise.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich allein irgendwo hinreise, aber Ushuaia ist für mich etwas Besonderes, hat etwas Magisches. Es ist nicht nur das Ende der Welt, sondern man betritt auch eine komplett andere Welt. In Ushuaia geht vieles langsam und gemächlich. Überall sieht man Hamburg Süd Container, da durch die Steuerfreiheit in Tierra del Fuego viele elektrische Geräte in Einzelteilen angeliefert, hier zusammengebaut und dann in die anderen Provinzen Argentiniens geliefert werden. Ansonsten lebt Ushuaia hauptsächlich vom Tourismus. Kreuzfahrten machen Halt und Expeditionen in die Antarktis starten von hier.

Irgendwie schafft es Ushuaia ein Endpunkt und ein Durchgangspunkt gleichzeitig zu sein. Nur an wenigen Orten sind Wasser, Stadt, Wald, Berge und Schnee so nah beieinander. Einen Tag begleitete ich lokale Angler auf den See "Lago Escondido". Der Lago Escondido, der versteckte See, hat seinen Namen durch das immer neblige und bewölkte Wetter in Feuerland bekommen. Man fährt mit dem Auto einen Steilhang entlang der Berge, die oft von Wolken vollständig eingehüllt sind. Wenn man das Ende der Straße erreicht, öffnen sich die Wolken und plötzlich sieht man den riesigen See.

Die Tatsache, dass es in Ushuaia durchschnittlich nur 10 Sonnentage im Jahr gibt, hört sich zuerst nicht wirklich attraktiv an, auch die Maximaltemperaturen im Sommer von ungefähr 13°C sind eher nicht anziehend. Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge sind dagegen in Feuerland ein Naturspektakel: Einzigartig war für mich der Moment auf dem bewölkten See, umgeben von riesigen Bergen, als unerwartet die Sonne an einer einzigen Stelle durch die Wolkendecke brach und nur auf unser Boot schien.

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Feuerland ist reich an unberührter Natur. Hinzu kommen freundliche Menschen in der ganzen Stadt, gutes Essen und Abenteuerstimmung. Diese Reise war gleichzeitig das Ende meines Trimesters in Argentinien. Ich hätte nie gedacht, dass man in vier Monaten so vielen liebenswerten Menschen begegnen, so viele einzigartige Orte sehen und so viele unvergessliche Momente erleben kann.

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