Ab in den Dschungel

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von Elena, die ihr Auslandstrimester an der Universidad de los Andes in Bogotá verbringt

Endlich Ferien, also Rucksack gepackt und los geht's mit Clara in den Norden Kolumbiens. Erster Halt: Cartagena, eine wunderschön im Kolonialstil erbaute Kleinstadt an der Karibikküste, mit Menschen in bunten Kleidern, tropischen Früchten und lateinamerikanischer Musik an jeder Ecke. Als beliebter Stop für Kreuzfahrtschiffe aber auch von Touristen überlaufen und mit dem typischen Kontrast zwischen schönem, touristischem Zentrum und armen und grauen Vororten der Stadt.

Wie auch an meiner Uni in Bogotá ist Diskriminierung deutlich zu sehen: Während die schwarzen Afrokolumbianer Eiswägen hinter sich herziehen und Souvenirs anpreisen, lassen es sich die weißen Europäer oder Nordamerikaner in den teuren Restaurants im Hafen gut gehen.

Nach ein paar Tagen mit frischer Kokosnuss und mehr oder weniger überfüllten Sandstränden ging es weiter zu dem Highlight der Reise: Einer fünftägigen Wanderung zur ciudad perdida. Los ging es in El Mamey, einem Dorf auf 600 Metern Höhe, wo Maultiere das bevorzugte Transportmittel sind. Mit Macheten an der Hüfte und stylischer Vokuhila war gleich klar, dass die Lebenswelten von den Guides und uns unterschiedlicher nicht sein könnten. Wieder einmal bin ich unheimlich froh, in einem Land zu sein, dessen Sprache ich spreche - die Einblicke in das Leben dieser campesinos war sehr interessant. Im Prinzip lebt das gesamte Dorf vom Tourismus zur ciudad perdida, samt den Familien, die in fincas noch weiter ab vom Schuss in der Sierra wohnen. Das war nicht immer so: Bis 2007 war die Gegend eine von den paras kontrollierte Koka-Anbauzone. Auch mein Guide war Kokabauer, weil es eine einfache Möglichkeit war, Geld zu verdienen. Die Drogenbosse stellten den Bauern alles zur Verfügung, von Werkzeugen bis Samen, und garantierten fixe Abnahmepreise. Von den immensen Gewinnen aus dem Kokainverkauf sahen die Bauern aber natürlich gar nichts.

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Die Wanderung wurde von dem sintflutartigen Regen in eine Rutschpartie verwandelt. Zum Glück konnten wir bei den Übernachtungen immer in Flüsse oder andere natürliche Schwimmbäder springen. Abwechslung gab es auf den Wegen durch den Dschungel durch die verschiedenen indigenen Stämme, die uns immer wieder begegnet sind. Hierzu gehören die Kogui, deren Leben sehr traditionell ist. Es exisitieren wenige Dörfer, die meisten Familien leben jedoch verstreut und halb nomadisch in den Bergen. Sie sind die Nachfahren der Tairona, die die ciudad perdida erbauten. Für sie ist die Stätte nach wie vor heilig: Wenige Tage vor unserer Wanderung fand sgar ein traditionelles Reinigungsritual in der ciudad perdida statt.

Nach anstrengenden fünf Tagen konnten wir endlich die gefühlt Millionen Treppenstufen zur Stätte zurücklegen. Wahnsinnig überwältigend - Fotos werden dem ganzen absolut nicht gerecht. Die Krönung war, dass wir den Schamanen der Kogui getroffen haben, der wegen des Rituals mit seiner Familie gerade in der ciudad lebte (65 Jahre alt, 16 Kinder, 2 Frauen - eine alte, die auf die Kinder aufpasst und eine junge, die die Kinder kriegt). Dank umgeknicktem Knöchel durfte ich dann den Rest der Reise auf einem Maulesel zurücklegen. Nach ein paar weiteren Schwierigkeiten sind wir dann doch noch zum wohl schönsten Strand der Welt gefahren – Cabo San Juan im Tayrona-Park. Vor dem menschenleeren Strand lockte kristallklares Blau in den Atlantik, dahinter konnte man die Berge der Sierra Nevada sehen. Zwei Stunden Wanderung, zwei Stunden Bus- und Taxifahrt und einen Flug später waren wir dann wieder in der Zivilisation und dem Rummel Bogotás.

(Titelfoto: Ben Bowes CC BY 2.0)