von Marie-Christine, die ihr Auslandstrimester an der University of California in Los Angeles verbringt
Wie unterscheidet man ältere UCLA-Studenten von neuen "Internationals"? Das war eine der Fragen, mit denen ich zu Beginn meines Auslandstrimesters bombardiert wurde. Die Antwort ist ganz einfach: "Internationals" bleiben stehen und beobachten erstaunt das Geschehen, wenn auf dem Campus mal wieder eine Filmszene gedreht wird und überall Trucks, große Schilder und Kameratechnik aufgebaut sind, wohingegen eingelebte UCLA-Studenten gelassen weitergehen. Es ist kein Wunder, dass der UCLA-Campus ein Drehort für Werbungen von Honda, Filme wie "Natürlich blond" oder Serien wie OC California war und ist. Erstens ist das Wetter immer gut, zweitens ist es hier unglaublich schön und beeindruckend grün und drittens stellt man sich genauso eine typische amerikanische Universität vor.
Was jedoch alle UCLA Studenten – egal, von wo sie kommen – gemeinsam haben, sind Flipflops. Jeder trägt sie ständig, denn Santa Monica oder Venice Beach sind nicht weit entfernt, sodass man schnell vor oder nach der Uni zum Strand fahren kann.
Surfen ist eines der Lieblingshobbys der Angelenos. Da es typisch für die West Coast ist, habe ich auch Surfunterricht genommen. Bei der Entscheidung hatte ich nicht bedacht, dass dieser Unterricht mit sehr frühem Aufstehen verbunden ist! Unser Surflehrer hatte allerdings kein Erbarmen mit uns Langschläfern.
Los Angeles ist eine sehr sportliche Stadt. Fast jeder steht morgens früh auf, um zum Sport zu gehen. Ganz egal, ob Laufen, Fahrradfahren am Strand oder ein Workout im Fitnessstudio - was zählt, ist allein das Resultat. Auch deshalb ist LA eine Stadt mit wenig Übergewichtigen.
Wahrscheinlich mögen die Angelenos Sport auch deshalb so gerne, weil sie ihre Zeit dabei effektiv nutzen können. Ansonsten verbringen sie nämlich rund zwei Stunden ihres Tages im Auto bzw. im Stau. Diese – für LA typische – Geduld aufzubringen, um von A nach B zu kommen, ist für mich immer noch eine kleine Herausforderung. Public Transportation ist hier schlecht ausgebaut und vor allem abends ist man auf UBER oder LYFT angewiesen.
Auf diesen Fahrten habe ich sehr viel über die Menschen hier gelernt, denn die meisten sind offen für Gespräche und neue Eindrücke. Fast jeder ist freundlich und fast alle haben ein Dauer-Lächeln auf den Lippen. Am beeindruckendsten finde ich jedoch, dass die Menschen das Leben hier nicht so ernst nehmen – ganz nach dem Motto „Shit happens“ und „Weiter geht's“. Ich denke, dafür ist auch das sonnige Wetter verantwortlich! Bei durchschnittlich 9,6 Sonnenstunden pro Tag ist die gute Laune auch kein Wunder.
Außerdem habe ich gemerkt, dass LA wirklich ein "melting pot" ist, denn fast jeder Angeleno ist hierher gezogen und bringt andere Traditionen und Kulturen mit in die Stadt. Deshalb gibt es unzählige vielfältige Restaurants – für jeden Geschmack und aus jedem Land ist etwas dabei. Es lohnt sich also, immer etwas Neues auszuprobieren und nirgendwo zweimal zu essen. Dafür gibt es einfach zu viele gute Restaurants und zu viel zu entdecken. Ein neuer Trend sind die Food-Trucks und Farmers' Markets, die mittlerweile überall zu finden sind und unglaublich kreative Snacks aller Art für einen günstigen Preis anbieten. Perfekt also für die Angelenos, die meist drei Mahlzeiten täglich außer Haus essen.
Man kann hier nicht nur alle Arten von Essen ausprobieren, sondern vieles mehr in den unterschiedlichen Stadtteilen und der Umgebung von LA unternehmen. Von Kinos mit ultra-bequemen Fernsehsesseln oder Public Viewing auf einem Friedhof, Hiking und Klettern, über Road Trips zu Küstenorten oder Nationalparks, bis hin zu Barhopping, Shopping oder einfach nur am Strand entspannen, gibt es nichts, was man nicht machen könnte.
Im Großen und Ganzen muss man sich an die Entfernungen und die "Schönheit" der Stadt erst gewöhnen, aber die vielfältigen Möglichkeiten hier, das Wetter, die Palmen an jeder Ecke, der breite Strand und die immer fröhlichen Menschen machen diese Gewöhnung ziemlich einfach.